Weihnachtsgrüsse

23.12.2023 - Frohe Weihnachten und ä guets Neus!

Auf einer Weihnachtskarte die mir zugeschickt wurde ( genauer gesagt, mein Mami hat sie mir per WhatsApp weitergeleitet, da ich keinen Briefkasten an Bord habe), stand folgendes:

Weihnachten ist, wenn die schönsten Geschenke am Tisch sitzen und nicht unter dem Baum liegen.

Das Abenteuer welches wir gerade leben und ein von mir lang gehegter Traum war, ist oft am Schönsten, wenn wir mit den unterschiedlichsten Menschen zusammen sitzen und Zeit haben, uns auszutauschen. So schön das Segeln auf dem Atlantik auch sein kann, es ist schön, weil ich die Zeit da draussen mit Ingo teilen kann. Er verbringt gerade Zeit bei seinen Kindern und Enkeln und geniesst es, einige Tage zu Hause zu sein. Ich wollte nicht in den kalten Norden und verbringe Weihnachten daher alleine an Bord von Migaloo im Wissen, dass Ingo am 31.12. wieder bei mir sein wird und Ihr, die diese Zeilen liest, auch an uns denkt – so schön. Ich freue mich darauf, mit Euch wieder an einem Tisch zu sitzen (oder den Austausch per WhatsApp, solange wir noch unterwegs sind, um etwas Zeit zusammen zu verbringen. Das ist das wertvollste Geschenk, nicht nur zu Weihnachten, sondern auch an allen anderen Tagen.

In diesem Sinne auf ein baldiges Wiedersehen und auf’s Zeit haben füreinander.



Zeit auf den Inseln im Osten

14.11.2023 - Zuerst: Happy Birthday Läudi! Heute ist Dein Tag. So, und nun geht es weiter:
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Corralejo entpuppt sich als einfach. Es hat ganz überraschend jede Menge freier Plätze und wir freuen uns. Die Info mit den 3 Gästeplätzen ist überholt. Im Hafen wurden vor einiger Zeit neue Schwimmstege installiert, da die alten einem Sturm nicht mehr standhielten. Auch die Neuen werden wohl nicht ewig halten. Der Hafen liegt nur bei nördlichen Winden einigermassen geschützt, wie wir bereits 2 Tage später feststellen. Mittlerweilen ist Ingo’s Sohn mit Familie eingetroffen. Leider müssen wir am Folgetag Ihrer Ankunft bereits wieder aus dem Hafen, da der Wind schon nachts stark aufgefrischt hat und die Schiffe wieder einmal an den Schwimmstegen tanzten. Also weiter nach Puerto del Rosaria, etwas weiter südlich von Corralejo.
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Trotzdem geniessen wir schöne Stunden zusammen und Ingo ist überglücklich. Gerne wären wir alle zusammen noch ein paar Stunden mit Migaloo unterwegs gewesen, aber der Wind spielte nicht mehr mit, dafür hatten wir genau in dieser Zeit eine weitere Hitzewelle – der Calima blies aus Ost, brachte jede Menge feinsten Sand, der sogar zu riechen war und das 10. Mal Temperaturen über 30 Grad in die Kanaren in diesem Sommer.
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Und schon sind die 10 Tage um. Es heisst Abschied nehmen. Wir bleiben noch etwas in der Gegend – segeln von Fuerteventura wieder nach Lanzarote, treffen Freunde, die wir während der Reise kennen lernten, bestellen ein SUP und können dieses 10 Tage später in Arrecife abholen. Darauf können wir uns auch zu Zweit fortbewegen, was bei diesen hohen Temperaturen Spass macht, wenn es für Bewegung an Land viel zu heiss ist. Auf Lanzarote besuchen wir bei dieser Gelegenheit nochmal einige Sehenswürdigkeiten.
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Am 2.11. geht es dann von Puerto del Rosario auf Fuerteventura weiter nach Morro Jable. Viel Wind und heftige Böen sind die Begleiter dieses Segeltages. Wir gehen um 16:25 Uhr vor Anker und nach wie vor bläst ein kräftiger Wind aus Nord. Dies bleibt auch so und wir entscheiden einen Tag vor Anker abzuwarten bis wir dann am 4.11. nach Santa Cruz de Tenerife ablegen. Es ist eine schöne, sehr schnelle Überfahrt mit gut 20 Knoten Wind auf einem Amwind Kurs und einer beeindruckenden Dünung die in der Vorhersage auf bis 5 m Höhe angekündigt war, wir sie aber teilweise auf 4 m schätzen. Nachts wird zweimal über Funk vor nicht identifizierbaren Schiffen gewarnt, immer zwischen der afrikanischen Küste und den Küsten der Kanaren: Zu Beginn noch beschränkt auf Lanzarote und Fuerteventura, etwas später entlang der gesamten Inselgruppe. Es ist klar, dass es sich um Flüchtlingsboote handelt. Wir halten uns deshalb nördlich der Inseln und haben für uns beschlossen, keine Nachtschläge im Süden zu machen. Diese Boote sind für uns in der Dunkelheit auch mit Radar wohl nur schwer auszumachen. Auch dies ein weiteres Problem, mit dem wir uns wohl oder übel auseinandersetzen müssen. Es sind keine schönen Momente, wenn uns diese Nachrichten über Funk erreichen.
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Der Wind hält bis in der Früh durch und wir bergen die Genua um langsamer auf die Küste zuzusegeln und so bei Tageseinbruch in den Hafen zu fahren. Nach 6:00 Uhr geht der Wind dann in die Knie und wir beschliessen den Motor anzuwerfen und die restlichen 2 Meilen langsam reinzutuckern. Leider zieht der Motor kein Kühlwasser an und wir stoppen ihn sofort wieder, wechseln den Impeller, in der Hoffnung, das möge das Problem sein. Kurze Ansage auf Kanal 16 um unseren Standort mitzuteilen und dass wir während der Reparatur manövrierunfähig sind, da wir keinen Wind und keinen Motor haben. Eine halbe Stunde später läuft er wieder und wir fahren in den Hafen. Ich erkläre dem Marinero, dass wir auf der Warteliste für einen Platz stehen und er weist uns einen Platz an – toll, denken wir, es klappt, denn für die nächsten Tage ist wieder Starkwind angesagt und wir möchten diesen lieber nicht vor Anker abwettern. Um 9:00 Uhr dann eine sehr unfreundliche Zurechtweisung bei der Anmeldung im Marineoffice (für was genau weiss ich eigentlich nicht, aber die Dame hatte einen schlechten Tag und die Seglerin vor mir hat den Hauptteil der schlechten Laune abbekommen) und die herbe Enttäuschung, dass wir heute nur 1 Nacht gewährt erhalten und morgen nochmals nachfragen können. Ich ziehe fast mit eingezogenem Kopf von dannen. Zumindest können wir uns ausruhen, haben wir die letzten 3 Nächte doch nicht viel geschlafen – vor Anker hatten wir ausser viel Wind auch Oktoberfest (ja, richtig gelesen, Oktoberfest) bis in die frühen Morgenstunden «durften» wir vor Morro Jable mitschunkeln – das war richtig toll (ja genau) ein Prosit, ein Prosit auf die Gemütlichkeit bei 28 Grad, im November auf den Kanaren. Da fühlt man sich im falschen Film, kann aber nicht ausweichen.
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Am kommenden Tag um 9:00 Uhr stehe ich wieder im Marinaoffice, dieses Mal mit Patrice als Verstärkung. Ihn und seine Frau Michele haben wir auf La Palma kennen gelernt und haben uns auf das Wiedersehen hier gefreut. Er kennt die Damen alle, sind sie doch schon zum wiederholten Male hier. Und siehe da, die Laune ist besser und wir kriegen 10 Nächte – geht doch! Ich verstehe jedoch, wenn den Mitarbeitern der Kragen ab und zu platzt. Sie haben monatelang Hochsaison. Alle Häfen sind nach wie vor voll und es wird wohl bis Januar so bleiben. Aber wie dem auch sei, wir freuen uns nun und erkunden während den kommenden Tagen diese Stadt, welche gleich vor unserem Bug beginnt. Mit 200000 Einwohnern zählt sie zu den Grossstädten, fühlt sich aber nicht so an. Es geht entspannt zu und her. Gute Busverbindungen gewähren uns Einblicke in und um die Stadt herum. Es macht Spass wieder viel Neues zu entdecken. 10 Tage reichen bei weitem nicht, aber wir wollen trotzdem in 2 Tagen weiter Richtung Süden und dann Nordwesten der Insel, um auch dort wieder einiges zu erkunden. Hasta pronto!
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Kanaren wir kommen!

05.10.2023 - Am 29.8. nehmen wir Abschied vom Madeira Archipel und werden es in bester Erinnerung behalten (ausser den Häfen auf Madeira, welche nicht so richtig zu überzeugen vermochten, aber uns trotzdem meist schöne Momente bescherten) In Quinta do Lorde brach am letzten Abend unser Fingersteg und sorgte für etwas Aufregung am Steg. Im Hafen schlossen wir einige Bekanntschaften und wir werden beim Auslaufen von allen Seiten verabschiedet – richtig toll und es fällt ein wenig schwer weiter zu ziehen.
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Mit viel Wind und einer eher starken Dünung setzen wir nur das gereffte Gross und haben beidseitig einen Bullenstander eingerichtet, um den Baum zu sichern. Es geht mit 6-7 Knoten Fahrt Richtung La Palma, wo Teo auf uns wartet. Ich habe ihn letztes Jahr in Südschweden kennen gelernt, als ich einhand unterwegs war – er ebenso. Wir hatten einen schönen Abend mit interessantem Austausch von Cockpit zu Cockpit und sind seither in Kontakt geblieben. Mit seinen 78 Jahren ist er nach wie vor auch alleine längere Strecken unterwegs und ich freue mich sehr darauf ihn wiederzusehen.
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Auch heute will mein Kopf beim Eindunkeln nicht so wie ich will. Seit den sehr dunklen Nächten in der Nordsee mit viel Wind, viel Verkehr und blinkenden Lichtern überall habe ich grosse Mühe in die Nacht zu segeln. Sobald ich dann im Wachwechsel bin geht es besser. Ich habe noch nicht herausgefunden, wie ich diesen Knoten wieder lösen kann, hoffe aber, dass es mir gelingt, bevor wie wieder die langen Schläge des Rückweges antreten.
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Die gut 250 sm nach Santa Cruz de la Palma auf La Palma bewältigen wir problemlos und kommen am 31.8. um 9:00 Uhr morgens in der Marina an und werden freudig von Teo begrüsst. Die nächsten Tage erkunden wir La Palma, lernen neue Menschen kennen, fahren auf 2400 m über Meer durch eine wunderschöne Landschaft, wandern, schwimmen und geniessen es, angekommen zu sein. La Palma gefällt uns sehr und St. Cruz de la Palma ist ein sehr charmantes Städtchen. Mit Teo verbringen wir schöne Stunden. bis wir fast zeitgleich weiterziehen, er fliegt nach Finnland und wird in einigen Wochen wieder zurück auf seinem Schiff sein. .
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Nachdem einige Tage nur ein flaues Lüftchen wehte, meinte die Wettervorhersage für den 12.9. es könnte für uns ein Amwindkurs nach La Graciosa anliegen und wir machen uns erneut bereit, um dieses Mal aus dem Westen in den Osten der Kanaren zu segeln. Fast gelingt der Plan, auf der Höhe von Teneriffa müssen wir einige Male aufkreuzen, aber bald geht es wieder in die richtige Richtung weiter. Die erste Nacht ist tolles Segeln, eine helle und freundliche Stimmung herrscht, es ist ruhig und Migaloo zieht durchs Wasser. Ich siniere ein wenig vor mich hin. Es ist 4:00 Uhr morgens, erneuter Wachwechsel, Ingo und ich wechseln nachts alle 2 Stunden, ich esse getrocknete Aprikosen und Mandeln, während die Lichter an Teneriffas Nordküste ganz langsam in der Ferne vorbei ziehen. Gerade kann ich den Kurs beinahe halten. Der Sternenhimmel ist grandios und wölbt sich majestätisch über uns. Kleine Leuchtplankton tanzen seitlich im Wasser, dort wo Migaloo eintaucht, das Wasser anschubst und mit fast 5 Knoten durch die Nacht pflügt. Einfach herrlich – warm, trocken. Ein Leuchtturm blinkt auf 14:00 Uhr – er kennzeichnet den nordöstlichsten Zipfel Teneriffas. Eine Fähre fährt entlang der Küste mit 14 Knoten in die entgegengesetzte Richtung. Ich sehe sie nur über AIS auf dem Kartenplotter. Die Welt scheint in diesem Moment ruhig und in Ordnung zu sein und ich fühle eine tiefe Zufriedenheit, Glück und eine Verbundenheit mit dem Meer, die nur schwer zu erklären ist. .

Während ich diese Zeilen schreibe, blicke ich zurück. Diese vollkommenen Augenblicke gibt es immer wieder einmal, aber viel weniger als früher wenn ich segelnd unterwegs war. Die Realisation wie sehr das Meer von uns auf unterschiedlichen Ebenen ausgebeutet und ausgenutzt wird, hat mich seit Beginn dieser Reise beschäftigt und auf der Nordsee dann auch erschüttert. Wir sind zwei Nächte lang in völliger Dunkelheit Richtung Süden gesegelt und der viele Fracht- und Fährverkehr, die riesigen Windparks, die Öl- und Gasplattformen schienen mir nachts als ob ich an Skylines von Städten vorbei segeln würde – und dies ist ja nur einer von vielen Eingriffen unsererseits. Das Buch «Noch einmal Paradies» von Marc Bielefeld beschreibt meinen Zustand oft sehr treffend. Es ist zunehmend schwieriger, die schönen Seiten unserer Reise einfach unbelastet zu geniessen. Ich bin gerade dabei, mich soweit umzupolen, damit dies wieder vermehrt möglich ist und ich die Leichtigkeit wieder mehr fühle. Dies aber nur als kleiner Einschub, eigentlich sind wir ja unterwegs nach La Graciosa, im Norden Lanzarotes. Eine kleine, herrlich verträumte Insel, wo wir am Donnerstagmorgen um 10:00 Uhr unseren Anker fallen lassen..
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Es ist ein wenig wie im Paradies, ein wenig wie in Afrika, ein wenig (aber wirklich vergleichbar wenig) touristischer Zirkus. Der Zirkus in der Bucht dauert täglich ca. 2 Stunden nachmittags, wenn zwei oder drei riesige Katamarane voller Badetouris an den Bojen Nähe Strand unter lauter Musik festmachen und die Leute mit Micro animiert werden. Für uns ein Graus, aber der Spuk ist jeweils schnell vorbei und die ankernden Yachten haben dann wieder Ruhe. Der Ort ist zu Fuss in 40 Minuten über eine Sandpiste gut erreichbar und hat sogar einen kleinen Hafen. Wir bleiben aber gerne vor Anker. Beim Schnorcheln entdecke ich dann, dass wir ein Stück Fischernetz und Leine in der Schraube haben und sich die dünne Leine an der Welle auch ins Schiffsinnere eingedreht hat. Also tauche ich am nächsten und übernächsten Tag etliche Male runter, um Stück für Stück, Meter für Meter zu entfernen. Schlussendlich dreht die Welle scheinbar mühelos, aber alles bringe ich einfach nicht weg. Da viel Wind angesagt ist, ankern wir trotzdem um, um in etwas seichterem Wasser zu liegen. Am 19.9. segeln wir dann nach Rubicon, im Süden Lanzarotes und vereinbaren dort einen Krantermin. Am Freitag geht es dann an Land für Migaloo und wir nutzen das Wochenende, um das Unterwasser auszubessern, ein kleines Stück am Kielschwein neu abzudichten, den Propeller zu reinigen und frisch zu fetten und die Opferanode am Propeller zu wechseln. Das restliche Netzmaterial können wir an Land problemlos entfernen und die Welle scheint keinen Schaden genommen zu haben – Glück gehabt. Wenige Tage später schwimmen wir wieder und das Einwasser bei Niedrigwasser war ein kleines Abenteuer: Wir wurden nämlich zusammen mit dem Schiff einfach zurück ins Wasser bugsiert. Hier wird nicht lange gefackelt. Und so «flogen» Ingo und ich auf dem Rücken von Migaloo zurück in unser Element..
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Rubicon ist eine nette Marina mit allen Annehmlichkeiten – aber einfach ein Touristenferienort, absolut unreal und nicht unsere Welt, aber schön gemacht. Wir sind dann weiter und treffen in der Playa Papagayo unsere Freunde, die mit einer Lagoon 42 unterwegs sind. Ein toller Grillabend auf der «IP», Gschwellti auf «Migaloo», viel schwimmen, zusammen quatschen, schnorcheln, Landgang und weiter geht’s nach Fuerteventura. In Corralejo werden Ingos Sohn mit Familie in wenigen Tagen eintreffen und wir wollen abchecken, ob wir dort im Hafen einen Platz kriegen. Gemäss Infos hat es gerade mal 3 Gästeplätze. Mal sehen, ob wir einen davon kriegen.
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Archipelago de Madeira

21.09.2023 - Porto Santo entpuppt sich als wunderschöner, sehr entspannter Zwischenstopp, bevor wir nach Madeira segeln um mein Mami abzuholen. Unser Aussenborder will nicht und wir finden tatsächlich einen Mechaniker, der ihn wieder in Schuss bringt. Er war vom langen Stehen und nicht gebrauchen verstopft und musste auseinander genommen und geputzt werden. Nun können wir vom Ankerplatz ganz gemütlich an Land tuckern und brauchen nicht jedes Mal zu rudern, was uns aber auch Spass macht.
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Nach einigen Tagen heisst es dann auf nach Funchal. Am 12. August kommt Mami in Funchal an. Nach 40 sm und zwei Kapeffekten biegen wir in die Bucht von Funchal ein und sind gespannt auf Madeira. Der Hafen stellt sich leider als unbrauchbar heraus, eine riesen Baustelle macht Krach und Staub und als ob das nicht genug wäre, kommt der Schwell so stark in den Hafen, dass die Schiffe hin und her tanzen und alles scheuert und ruckt. Sehr unangenehm und hart an Leinen und Klampen. Aber wir verbringen trotzdem ein paar wenige Tage dort, holen mein Mami vom Flughafen ab, feiern zusammen ihren 80. Geburtstag (wow, schön!) und sehen uns Funchal und nähere Umgebung an. Wir haben 2 Wochen Z
eit, segeln nach Quinta do Lorde, ein kleiner Hafen etwas nordöstlicher von Funchal, der in einem Ferienresort mit Meerwasserpool liegen soll. Die Einfahrt in den Hafen führt an der Brandung am schwarzem Lavastein vorbei in den süssen Hafen mit wunderschöner Anlage im Hintergrund. Ein Mitarbeiter vom Hafen führt mit dem Schlauchboot an den Platz und hilft beim Belegen - super angenehm. Ingo und ich gehen kurz von Bord um uns anzumelden und danach ein paar Schritte in die Ferienanlage um uns umzusehen. Welch Überraschung: die gesamte Anlage ist geschlossen und der Pool gesperrt, nichts mit Anlegerdrink in einer schönen Hotelbar am Pool mit Mami. Aber der Aufenthalt ist trotzdem schön. Wir mieten ein Auto um Madeira zu erkunden. Die Insel bietet ein breites Spektrum an Eindrücken und ist wunderschön. Herrliche Wälder, spektakuläre Berglandschaften mit grünen Wänden, die fast senkrecht in die Tiefe gehen.

Wir beschliessen noch einmal nach Porto Santo zu segeln und liegen wieder vor Anker. Dieses Mal umrunden wir die Insel mit Mietauto und besuchen die natürlichen Pools auf der Westseite der Insel, die mit einem steilen Abstieg zu Fuss zu erreichen sind. Beeindruckend, wie die Brandung des Atlantiks hier anrollt und bei Ebbe in den Pools gebadet werden kann.

Für uns geht's nun zurück nach Quinta do Lorde und einige Tage später ist es schon Zeit, Mami wieder zum Flughafen zu bringen. Schön war's!

Wir bereiten uns auf die Überfahrt in die Kanaren vor und warten auf ein geeignetes Wetterfenster, um die ca. 230 sm nach La Palma in Angriff zu nehmen.

Lange Überfahrt nach Porto Santo

04.09.2023 - Ich hinke auch dieses Mal wieder hinterher, aber wer glaubt, dass Reisen mit dem Segelschiff "süsses Nichtstun" heisst, war noch nie selber unterwegs. Wie dem auch sei, jetzt schreibe ich weiter.

Es ist das erste Mal für Ingo und mich, dass wir uns auf eine so lange Überfahrt in Eigenregie aufmachen. 1200 sm liegen am 24.7. vor uns und ab jetzt sind wir absolut auf uns alleine gestellt. Wir sind beide aufgeregt, freuen uns jedoch darauf. Noch wenige Stunden in welchen wir über unsere Handys Empfang haben, danach sind wir bereits zu weit von der Küste entfernt und der Kontakt bricht ab. Da wir uns entschieden haben, kein Satellitentelefon mitzuführen, werden wir bis kurz vor Ankunft auf Porto Santo auch keinen Wetterbericht abrufen können. Gemäss unseren Beobachtungen in den letzten Tagen, sollten wir es gerade so schaffen, die jeweils aufkommenden Tiefs passiert zu haben - so die momentane Einschätzung.

Es sind 11 Nächte und 10 Tage die wir unterwegs sein werden. Die ersten 4 Nächte sind pechschwarz, unfreundlich und fühlen sich in den ersten Wachen bedrohlich an. Mit der Zeit gewöhnen wir uns daran, Ingo viel besser als ich. Wir werden viel näher an die Küste versetzt als wir wollten und die Biskaya zeigt sich von ihrer kalten, grauen und sehr ruppigen Seite. Es ist so unangenehm, dass wir beinahe entscheiden, an die Küste zu segeln, welche aber immer noch 80 Meilen entfernt ist. Gut korrigieren wir jedoch diese Überlegung wieder und steuern recht schnell wieder Richtung See hinaus. Wir müssen gegenan, kommen kaum voran und kaum ist es Tag wird es auch schon wieder Nacht.

Auf die stürmische Zeit folgt dann in der Nacht vom 29.7. auf den 30.7. endlich mal eine etwas hellere Nacht, dafür kommen wir in eine Flaute und liegen nach gut 500 sm ohne jegliche Fahrt in der Dünung und schaukeln über die Längsachse des Schiffes richtig doll hin und her. Die Geschirrschaps werden mit Socken und Geschirrtücher ausgepolstert, damit nicht alles wie wild rumscheppert, sich an Bord zu bewegen wird zur noch grösseren Herausforderung als in der Biskaya. Mich rettet das Buch "Seefahrt mit Huhn", welches uns Ute beim Losfahren mittels Bootshaken von ihrem Schiff auf das unsrige befördert hat. Danke Dir Ute und danke Dir Guirec, dass Du Deine Geschichte aufgeschrieben hast - inspirierend, motivierend und sehr lustig. Zu lesen was Du alles durchlebt hast, macht es einfach verkeilt auf dem Schiff zu sitzen und während des Lesens zu staunen und zu lachen. Ich ziehe den Hut vor Deinem Mut und Deinem Durchhaltevermögen. Ingo hilft es zu wissen, dass wir es unter Motor bis an die Küste schaffen würden, sollte kein Wind mehr aufkommen. Aber wir beide wissen, es wird wieder Wind kommen, wir wissen nur nicht wann.

Die Überfahrt war schwierig und herausfordernd. Wir hatten den Wind zweidrittel der Zeit gegenan. Am Schluss tolles Segeln mit Halbwindkurs und die letzten 1.5 Tage kam er dann noch platt von hinten. Migaloo hielt sich tapfer und hat uns gut ans Ziel gebracht. Es war ein tolles Gefühl auf Höhe der Ilheu de Cima anluven zu können und hinter dieser Insel etwas aus der Dünung zu kommen, um die letzten Meter zum Hafen am Wind in aller Ruhe segeln zu können. Nach gut 1300 sm möchten wir Migaloo einfach in einem Hafenplatz belegen, Duschen und Essen gehen. So unsere Vorstellung. Aber die kleine Marina ist voll, die Bojen sind alle belegt und so haben wir nur die Wahl ob im oder ausserhalb des Vorhafens zu ankern. Wir sind viel zu müde um unser Dinghy noch klar zu machen und gehen enttäuscht zu Bett. Aber als wir am nächsten Morgen aufstehen, sieht die Welt wieder freundlicher aus, wir pumpen das Dinghy auf, rudern in die Marina und entdecken das Landleben wieder neu. Der Espresso und das Pastel de Nata schmecken herrlich! Portugal heisst uns Willkommen!



Entlang der englischen Küste

08.08.2023 - sehr verspätet Mein Blog ist leider auch viel zu lange in Dover hängen geblieben. Wir sind schon viele Meilen weiter. Aber eins nach dem anderen. Nachdem wir nach 6 Tagen abwettern endlich aus Dover auslaufen können, geht es weiter nach Eastbourne und von dort gemeinsam mit Ed und Sue nach Yarmouth auf die Isle of Wight. Auch wenn der Hafen sehr voll ist und wir im Päckchen liegen, geniessen wir diesen Ort sehr. Eine wunderschöne Wanderung zu den Needles und einen Ausflug mit Fahrrad und Bus nach Cowes, sowie ein weiterer Besuch des ortsansässigen Yachtclubs mit Ed und Sue sind tolle Erlebnisse. Zudem hat es endlich geklappt uns mit Carola und Klaas zu treffen und in einem Pub zu Abend zu essen – in Holland verpassten wir uns nur knapp. Die beiden lernte ich vor einigen Jahren im Zug nach Köln kennen, als ich unterwegs nach Holland war und versuchte ein Schiff zu finden – aber das ist eine andere Geschichte, nämlich die des Schiffskaufs.
Nach einigen Tagen wollen wir dann weiter und haben morgens noch vollgetankt. Noch an der Tankstelle bemerken wir, dass wir ein Dieselleck haben. Der Schlauch der Tankanzeige ist abgefallen und lässt sich nicht mehr festmachen, da dieser durch Alterung wohl irgendwie kürzer wurde. In Yarmouth aber kein Problem: die Hafenmeister schleppen uns freundlich sofort an einen Steg und wir schaffen es, den Schaden noch gleichentags zu beheben. Die Freundlichkeit in England ist unglaublich! In allen Häfen wird man freudestrahlend begrüsst, nur lächelnde Gesichter in den Hafenbüros und alle sind bislang stets hilfsbereit. Auch die englischen Yachties sind echt toll. Ein anderer Moodysegler brachte uns sogar ein Stück Schlauch, den er noch in seinem Bestand hatte – es war leider nicht das richtige, aber trotzdem sehr nett. Für uns geht es am folgenden Tag weiter an den Needles vorbei, hier erleben wir bereits ein erstes Mal was Wind gegen Strom in einer engeren Passage mit dem Wasser anstellt – die Welle wird kurz und steil. Die Needles sind geschichtlich dafür bekannt, dass Schiffe hier in schwerem Wetter an den Felsen zerschellten und untergingen - wir passieren problemlos. Der heutige Schlag ist kurz und führt in eine Ankerbucht in der Nähe von Pool. Wir liegen zur Abwechslung mal an einer Boje in der Studland Bay und warten dort ab, bis der Wind wieder etwas nachlässt, der für den nächsten Tag angesagt ist. Zudem schonen wir unsere Bordkasse – die Preise in den Häfen sind in England im Vergleich zur Ostsee doppelt so hoch. Am 13.7. segeln wir nach Weymouth und werden auch dort wieder eingeweht. Eigentlich wollten wir weiter nach Dartmouth, um Marion und Stephan an Bord zu nehmen. Aber das wird bei dem Wind nichts, müssten wir doch noch um Portland Bill herum, eine der berüchtigsten Stellen im gesamten Ärmelkanal. Bei soviel Wind sind die Races dort viel zu heftig. Also abwarten und Weymouth geniessen. Auch unsere Freunde finden den Ort toll. So segeln wir dann etwas später zusammen nach Dartmouth und für Stephan wird das ein steiler Einstieg (Marion ist ja schon erprobt 😉). Der Durchgang zwischen den Shambles und den Races um Portland Bill zeigt auf, dass ein Durchkommen sogar bei viel weniger Wind noch anspruchsvoll ist. Regelrechte Wellenberge stehen plötzlich vor unserem Bug und die Berg und Talfahrt beginnt, ist aber nach etwa einer Stunde auch wieder vorbei. Trotzdem ist der 70 sm Tag lang, aber Stephan hält super durch. Alle folgenden Etappen sind dann wesentlich kürzer. In Dartmouth machen wir eine super schöne Wanderung bevor es weiter nach Salcombe geht. Hier liegen wir das erste Mal im Päckchen an einer Boje. Wir brauchen Rat von einem der Hafeneinweiser, wie in einem solchen Fall korrekt festgemacht wird und unsere Annahme wird bestätigt. Hier treffen wir Stavros, einen Bekannten von mir. Ihn kenne ich über Walter aus der Drachenszene. Stavros holt uns mit seinem Motorboot ab und wir erhalten eine kleine Tour inkl. Cider – what a wonderful surprise! Thank you, Stavros! Am Donnerstagabend kommt leider die Erkenntnis, dass Marion und Stephan am nächsten Morgen einen Tag früher als geplant ab Salcombe abreisen müssen, da am Samstag die Bahn streikt. So schade! Also heisst es am Freitagmorgen Abschied nehmen – schön war’s! Wir entscheiden, direkt nach Falmouth zu segeln, unseren Absprunghafen nach Madeira, bzw. zuerst Porto Santo etwa 35 sm nordöstlich Madeiras. Es wird ein langer Schlag, wiederum alles auf die Nase und wir kommen kurz vor Mitternacht im grossen Hafenbecken an und suchen uns eine Boje eingangs, in der Nähe der Kreuzfahrtschiffe. Am nächsten Morgen verholen wir gerade rechtzeitig an eine Gästeboje, bevor der Wind wieder kräftig zulegt und wir von Regenschauern und Windböen 24 Stunden traktiert werden. Am Tag darauf verholen wir dann in die Marine Falmouth Haven und liegen zwischen zwei Motorbooten, welche wohl das ganze Jahr über bewohnt sind. Unseren Nachbarn steuerbord werden wir noch kennen lernen, den anderen kriegen wir kaum zu Gesicht. Es war bei den herrschenden Windverhältnissen ein enges Manöver und wir sind froh, am Steg zu liegen, heisst es doch nun für 14 Tage Lebensmittel und vor allem Trinkwassen an Bord zu bringen. Am 24.7. wollen wir morgens los, haben wir doch endlich ein Fenster in welchem wir den Wind achterlich haben und somit in die richtige Richtung Weg zurücklegen können und schnell genug sind, um die herannahenden Tiefs ein wenig meiden zu können. Aber wir kommen nicht aus unserem Platz raus! Und ausgerechnet dieser Hafen zeigt sich überhaupt nicht hilfsbereit. Ein Schubs mit einem Dinghy seitlich auf den Bug würde ausreichen. Es ist schon nach Mittag, da kommen wir mir unserem Nachbarn ins Gespräch. Es stellt sich heraus er ist Tugboatdriver – er fährt die «kleinen» Schiffe, welche die Grossen ziehen oder schubsen, um sie in oder aus dem Hafen zu manövrieren. Und er bietet uns an, dies auch für uns mit seinem Dinghy zu tun. Um 17:00 Uhr entscheiden wir dann es zu versuchen, legen ab und mit seiner Hilfe dreht Migaloo den Bug schnell genug in den Wind, um aus der engen Anlage rausfahren zu können. Schnell sind die Segel gesetzt und wir segeln Richtung Süden – im Ungewissen, was die kommenden 10-14 Tage auf See wohl bringen werden.


England, wir kommen oder
abwarten und Tee (oder Cappuccino) trinken

19.06.2023
Von Den Helder soll es weiter nach Enkhuizen gehen, aber der Wind spielt wieder nicht mit und pustet uns hartnäckig auf die Nase. Das heisst für uns wir sind fast den ganzen Tag unter Motor unterwegs, kurze Zeit geniessen wir es jedoch auf dem Ijsselmeer zu segeln – fast wie in der Schlei, kaum Wasser unter dem Kiel. Enkhuizen empfängt uns mit ihrer charmanten Altstadt sowie einem sehr freundlichen Hafenmeister (wie übrigens auch in Den Helder, das liegt wohl daran, dass wir in Holland sind).

Von Enkhuizen geht es durch die zweitletzte Schleuse ins Markermeer und wir segeln nach Amsterdam. Was für eine Stadt! Wir bummeln und staunen. Ganz unverhofft entdecken wir einen Brompton-Laden. Mir fehlen die zwei kleinen Rädchen, damit das Faltrad im zusammengeklappten Zustand sauber stehen kann. Tatsächlich wird der Laden von einem Engländer geführt, der prompt im hinteren Teil des Ladens rumkramt und uns die Rädchen, Hülsen und Schrauben dazu einfach schenkt. Was für ein Service! Brompton eben!

Nach zwei Nächten im Six Hafen wollen wir weiter nach Scheveningen bei Den Haag, um dort Ingos Tochter mit Familie zu treffen. Nach 12 Meilen also nun die letzte Schleuse in Ijmuiden und wir segeln hinaus aus dem grossen Vorhafenbecken und sind wieder in der Nordsee. Mit etwas Aufkreuzen geht’s Richtung Scheveningen. Die Nordsee scheint nur eine Windrichtung zu kennen und die heisst «Gegenan». Nach einigen Stunden zieht ein Nebelfeld auf, in welchem wir trotzdem Wind haben und mit Hilfe des Radars weitersegeln können. Im Hafen angekommen treffen wir auf einen Holländer (nicht Niederländer, sondern Holländer!), der uns gleich ins After-Regattageschehen einbindet und uns mit Bier und Bitterballs versorgt. Leon ist ein spannender Zeitgenosse, welcher mit seiner Frau die Passion des Eislaufens teilt und regelmässig Langstreckenläufe über 200 km absolviert. Leider nicht mehr allzu oft in den Niederlanden, da auch hier die Grachten nur noch selten zufrieren.

Am darauffolgenden Tag haben wir noch Zeit um in Den Haag das Mesdag Panorama zu besuchen, ein 360° Panoramagemälde des Strandes von Scheveningen um 1890 herum. Sehr beeindruckend dieses grossartige Gemälde, das mit seinen Dimensionen (14m hoch und 120m lang) den Anschein erweckt, man stünde tatsächlich in dieser Umgebung mitten drin. Auch die Altstadt von Den Haag gefiel mir sehr gut. Den Nachmittag verbringen wir dann mit Ingo’s Tochter und deren Familie – total schön.

Am kommenden Morgen um 08.30 Uhr geht’s weiter nach Dunkerque und wieder Wind gegenan und aufkreuzen – die Nacht scheint mir dieses Mal nicht vorbei zu gehen, der Wind frischt immer wieder auf, viel Verkehr, ein Lichtermeer draussen auf dem Meer, Ölplattformen und Windparks scheinen die Überhand zu nehmen, die Frachter sind ständige Begleiter, von der Freiheit auf See spüre ich gerade herzlich wenig. Um 12.20 Uhr machen wir im Port du Grand Large fest. Mit den Fahrrädern erkunden wir Dünkirchen, ein wenig ansprechendes Kleinstädtchen, historisch wichtig im 2. Weltkrieg durch die erfolgreiche Evakuierung englischer Truppen nach Dover – Operation Dynamo. Am 29.6. geht es dann auch für uns Richtung Dover. Die Q-Flagge wird gehisst und die französische gegen die britische Gastlandflagge gewechselt. Abends zuvor haben wir uns online in England angemeldet und erhielten per SMS das grüne Licht von den Einwanderungsbehörden – alles ganz problemlos. Die Überfahrt war etwas ruppig und nass, aber lief wie am Schnürchen. Wir hatten immer gute Fenster um die Verkehrstrenngebiete zu queren, ohne einem Frachter allzu nahe zu kommen. Vor Dover funken wir dann die Port Control an, um in den Hafen einlaufen zu dürfen. Uns wurde mitgeteilt, welche Hafeneinfahrt wir anzusteuern haben und 200 m vorher sollen wir uns wieder melden. Dann die Einfahrt in den riesigen Vorhafen und wir steuern auf die Outer Marina zu, welche im April 23 eröffnet wurde. Auch die Marina funken wir an und erhalten den Platz E121. Heute ist der 5.7. und wir sind immer noch auf Platz E121! Das Auslaufen heute morgen um 4:00 hat auch nicht geklappt, Sturmwarnungen hielten uns einmal mehr davon ab, auszulaufen. Nächster Versuch wird wohl morgen früh zwischen 4:00 und 5:00 sein.

Dover ist wirtschaftlich eher gebeutelt und auch der ganze Lastwagen-Transitverkehr hat diesem Städtchen mehr geschadet als geholfen. Das Castle über der Stadt ist jedoch ein Besuch wert und wir erfahren mehr zur Operation Dynamo und stehen dazu in den Geheimgängen unter dem Castle. Auch die Umgebung und vor allem die Kreidefelsen sind sehr schön. Leider ist oft alles vermüllt. Die Menschen hier gehen mit nichts achtsam um. Selten sieht man einen gepflegten Garten. Alles scheint sich selber überlassen zu werden. Wir sind gespannt, wie es weiter südlich sein wird, sollten wir endlich weiter segeln können. Dafür sind die Begegnungen im Hafen mit englischen Seglern sehr nett. Heute geht's mit Sue und Ed noch in den Yachtclub auf ein Bier.



Aus der Ostsee in die Nordsee

19.06.2023
Um aus der Ostsee in die Nordsee zu gelangen, gibt es unterschiedliche Optionen. Wir haben den Weg von Glücksburg nach Kiel gewählt, um dort durch die Schleuse in den NOK zu gelangen. Diesen könnte man bis Brunsbüttel weiterfahren, wir sind jedoch beim Giselaukanal abgebogen und haben vor der Schleuse eine Nacht verbracht. Am nächsten Morgen ging es dann durch die Schleuse in die Eider. Wenn der Wind passend kommt, ist es möglich zu segeln. Bei uns klappte das jedoch leider nur auf kurzer Strecke. Trotzdem sehr schön auf dem Wasserweg durch Schleswig Holstein zu tuckern. Unser nächster Stopp war dann vor der Nordfeld Schleuse, da es nicht mehr reichte vor Feierabend des Schleusenwarts um 18:00 zu passieren. Damit haben wir nicht gerechnet, wir gingen davon aus, dass die Schleusen entsprechend der Tide öffnen, welche uns problemlos noch nach Friedrichstadt gebracht hätte (aber auch dort hat es eine Schleuse und auch dort wird Feierabend eingehalten). Daher am nächsten Morgen sehr früh wieder weiter, damit wir um 8:00 in Friedrichstadt wieder rein kamen und nicht im Trockenen sitzen blieben. Etwas aufgeregt fahren wir in die Schleuse, heisst es doch jetzt auf der anderen Seite Gezeiten zu beachten.

Friedrichstadt ist ein sehr hübsches Städtchen und ein Aufenthalt lohnt. Von dort dann nur ein kurzer Hüpfer bis Tönning. Dort fällt man an einem Schwimmsteg trocken und hat eine gute Ausgangslage, um am nächsten Morgen das Eidersperrwerk zu passieren und mit genügend Wasser die weit aussen liegende Barre hinter uns zu lassen (Migaloo hat 1.70m Tiefgang und es klappte alles bestens).

Juhui, wir sind in der Nordsee und schon bald ist mit Helgoland wieder Land in Sicht. Leider hatten wir wenig Wind und unsere Mitseglerin Annette kam segeltechnisch wenig auf Ihre Kosten. Dafür waren die Fahrt durch Eider und Tideneider sehr idyllisch und abwechslungsreich.

Helgoland, die einzige Hochseeinsel Deutschlands ist eine Besonderheit. Der Charm ist den rauhen Gegebenheiten angepasst. Das Oberland bietet eine einzigartige Welt mit Hochseevögeln wie dem Basstölpel und den Lummen, welche gerade ihre Jungen aufziehen.

Annette geht hier von Bord. Eine Schnellfähre bringt sie zurück nach Hamburg und von dort kehrt sie in die Schweiz zurück. Wir segeln weiter nach Norderney, erkunden die schöne Insel und segeln mit weiterhin eher wenig Wind bis Borkum. Dort entscheiden wir am nächsten Morgen gleich weiter zu segeln und unseren ersten gemeinsamen Nachtschlag zu machen . Leider war die Nacht dann mit drehenden Winden eher mühsam und so liegen wir nun in Den Helder in den Niederlanden. Der Wind hat nun zu unseren Ungunsten gedreht, daher werden wir unsere Reise Richtung Enkhuizen und durch Amsterdam durch's IJssel- und Markermeer fortsetzen, um so noch etwas mehr von Holland erleben zu können. Es ist richtig schön hier zu sein und Den Helder zeigt sich äusserst nautisch.

Endlich auf grosse Reise - Leinen los!

01.06.2023
Nach vielen Wochen vorbereiten ist es nun fast soweit. Die Wohnung wird heute endgültig verlassen und der Umzug an Bord ist vollzogen. Das Haus und Garten bereit für Feriengäste, die es gerne mieten möchten - Haus Kalkgrund (www.haus-nordlichter.de).

Am Samstagabend trifft Annette aus Bern in Flensburg ein und am Sonntag setzen wir Segel und nehmen die erste Etappe nach Helgoland in Angriff. Die Vorfreude ist gross.

Jetzt gibt es aber doch noch das eine oder andere zu erledigen. Daher nur kurz, damit ein Anfang gemacht ist ;-). Bis zum nächsten Beitrag, dann gibt es sicher mehr zu erzählen.

Der Blog kam im Sommer 22 viel zu kurz

Ende Oktober 2022
Ich war diesen Sommer viel mehr mit Reisen beschäftigt und habe zwar Instagram recht oft "gefüttert", aber die Blogbeiträge blieben auf der Strecke. Gar nicht so einfach, von unterwegs regelmässig auch noch die Homepage zu bedienen - tut mir leid und hoffentlich mache ich es in der kommenden Saison besser.

Aber am Besten segelt ihr einfach mit und erlebt es selber, anstatt auf den Blog zu warten.

Was bedeutet Vorsaison?

Anfangs Mai 2022
Im Normalfall schätzt man den Fakt, dass es leere Hafenplätze hat, nicht all zu viele Leute vor Ort sind beim Erkunden, Einkaufen oder Essen gehen. Ja, im Normalfall.

Zur Zeit bin ich jedoch alleine unterwegs und beim Einfahren in jeden neuen Hafen ist es überhaupt kein prickelndes Gefühl, Ausschau nach menschlichem Leben halten zu müssen (na ja, zumindest fällt das Suchen nach grünen Schildchen weg, höre ich nun den Einen oder Anderen raunen). Leider ist es für mich immer noch schwierig, alleine in Dalbenplätze zu fahren und die Sache wird nicht einfacher, wenn keine anderen Schiffe da sind, zwischen welchen ein wenig Schutz für den Bug vor dem Wind herrscht. Wenn nun auch niemand am Steg steht, der die Bugleine schnappen kann, muss ich mir eine Alternative suchen, um den Dalbenplatz zu umschiffen, wenn es zu viel und zu ungünstigen Wind hat. Bislang hatte ich Glück. Und es ist auch ein wenig trostlos, wenn Migaloo fast alleine im Hafen steht (siehe Foto).

Das Wetter meint es gut und auch wenn es noch kalt ist (vor allem morgens beim Aufstehen 🙂 wärmt die Sonne doch schon ein wenig, sobald sie dann da ist.

Zur Zeit bin ich in Klintholm auf der Insel MØn. Auf Instagram gibt's mehr darüber. Ich freue mich sehr darauf, Ende Mai wieder Mitseglerinnen an Bord zu haben - juhui!

Ein neues Abenteuer in Vorbereitung - segle mit!

Anfangs Februar 2022
Ich freue mich. Breche ich doch bald zu neuen Ufern auf. Auch wenn Migaloo im Winterlager seine Kuchenbude im orkanartigen letzten Sturm weggefegt wurde, hat das Schiff diesen Angriff der Naturgewalt Wind im Vergleich zu anderen gut weggesteckt. Danke Pedi und Ele von Haus Nordlichter habt Ihr an Migaloo gedacht und Euch sofort gekümmert.

Die Stage und Wanten, diese halten den Mast an Ort und Stelle, und beschädigte Elektrokabel im Mast werden in Kürze ersetzt. Auch eine neue Genua wird genäht, hat sich die alte leider Ende letzter Saison mehr oder weniger in ihre Einzelteile aufgelöst. Tja, vieles ist doch in die Jahre gekommen. Die Heckkoje ist renoviert und die Decke im Salon erneuert und aufgefrischt – danke Walter, für Deine Unterstützung. Die Navigationslichter im Mast werden mit wasserdichten LED-Elementen ganz neu erstrahlen und für Strecken, die ich allein zurücklege, ist mein Plotter seit letztem Herbst nun an der Steuersäule platziert (dies dank Ingos genialer handwerklichen Fähigkeiten – lieben Dank auch an Dich!).

Ich denke, dass ich dieses Frühjahr gut aufgestellt bin, um die geplante Ostseerunde mit Migaloo zu segeln. Falls alles nach Plan läuft (ja genau 😊) wird am 20. April der Mast wieder gestellt und ein paar Tage später sollte ich dann unterwegs sein.

Erste MitseglerInnen haben sich bereits ihre Zeitfenster reserviert und begleiten mich, was mich natürlich sehr freut! Möchtest Du gerne mitkommen, kontaktiere mich, damit wir Dein Mitsegeln individuell planen können. Auch Nicht- oder Nochnicht-SeglerInnen können problemlos mit dabei sein.

An Bord werden wir neu in den Genuss von sehr speziellen Tassen kommen – ich habe ein wunderschönes Geschenk für Migaloo aus den USA erhalten – mittels Übersee-Paket von meiner Freundin Nicole. Der Kaffee aus diesen Mugs schmeckt noch viel besser!

Auch wenn ich wieder Strecken dieser Reise allein segeln werde, ist dieses Projekt nur möglich, weil mich Familie und Freunde unterstützen und mitanpacken und Dank allen, die mit mir mitsegeln. Ohne Euch könnte ich das nicht stemmen!

Die Frau mit dem Boot

Mitte Oktober 2021
Als Frau alleine mit einer Segelyacht unterwegs zu sein, wurde wohl doch mit einigem Interesse beobachtet, auch wenn ich das gar nicht so wahrgenommen habe. "Sind Sie die Frau mit dem Boot?" war eine Frage, welche mir in dieser oder ähnlicher Form einige Male gestellt wurde - immer mit sichtlich grossem Interesse und nicht ohne dass es wohl ein wenig zu beeindrucken schien. Ich sehe das ein wenig anders, auch wenn ich jetzt, nach Ende dieser doch herausfordernden Saison, ein wenig Stolz auf das von mir erreichte bin und ich mich sehr darüber freue, einen Anfang gemacht zu haben. Aber schlussendlich sehen Aussenstehende ja nur die Momentaufnahme. Ich habe mich jahrelang auf diesen Moment, die Reise mit dem eigenen Schiff, vorbereitet. Dennoch passiert regelmässig unerwartetes, das einem immer wieder aufzeigt, wieviel man noch nicht weiss. Aber vermutlich liegt darin das Spannende und solange das Unerwartete in irgend einer Form gelöst werden kann, ist alles in Ordnung. Ein grosses Dankeschön an alle die mit mir mitgesegelt sind oder in anderer Form bei diesem für mich aufregenden Projekt bislang mit dabei waren - es geht im kommenden Frühjahr weiter, trotzdem jetzt ein grosses DANKE an Mami (Du bist immer für mich da), Walter (für all die Kilometer, die Du unermüdlich zurückgelegt hast um mich zu unterstützen), Anita (meine treuste Mitseglerin, es war schön, Dich wieder an Bord zu haben), Bianca (mein treuster Fan :-), Motivator und Stütze, wenn's nicht so wollte wie ich), Joggi (für Dein Know-how, dass ich immer wieder abrufen darf) Dieter (dass Du meinem Schiff die letzten 28 Jahre so gut geschaut hast, bevor Du es mir verkauft hast, und ich Dich doch immer wieder etwas fragen darf), Willi (ein Bordmechaniker der Extraklasse), Claudia, Michael, Daniel, Alexa, Regula, Adrian, Johannes und Milan (ohne Euch wäre ich nie in Karschau gelandet), Ingo und Gisela (schön mit Euch auf Petzi oder Migaloo unterwegs gewesen zu sein), Josh (ich hätte sonst nie so viele Fischbrötchen essen können), Pedi und Ele (ohne Euch wäre ganz vieles nicht so schön gewesen - auch meine Bodenbretter nicht ;-), Susanne, Raphaela, Madeleine und Sven !

Die Reise auf der wunderschönen westlichen Ostsee mit Abstechern nach Süddänemark und längeren Aufenthalten in der Schlei (mit Wasser das kam und ging), war geprägt von freundlichen Menschen, wunderschönen Landschaften, einsamen Ankerbuchten, verkehrsfreien Fahrradwegen, fast menschenleeren Stränden und Inseln, viel Sonnenschein, sehr viel Wind, stimmungsvollen Wolkenbildern, Hasen, Rehen, Hirschen, Fasanen, Schwalben, Seeschwalben, Gänsen und Schweinswalen. Ich freue mich schon jetzt wieder auf die feinen Fischbrötchen und bin ab April mit Migaloo wieder im Wasser. Wohin die Reise in groben Zügen gehen wird, findet ihr unter Route.

Kurz vor dem Einwintern

Mitte September 2021
Gerade zurück von einem Besuch in Wendtorf mit herrlicher Fahrradtour und toller Gesellschaft von Ele und Pedi, herrscht heute herbstliches Wetter, etwas kühler, grau und windig. Ich liege in Karschau am Steg und Migaloo schaukelt etwas unruhig und reisst hin und wieder an den Leinen. Gestern war ein sonniger Tag, genau richtig um das Beiboot vom Salz zu reinigen, trocknen zu lassen und in der Heckkoje zu verstauen. Erste Schritte um das Winterlager vorzubereiten.

Es waren erlebnis- und lehrreiche 7 Monate. Ich konnte einige Wochen mit Begleitung unterwegs sein, jedoch kamen viel weniger Bekannte auf's Schiff als angenommen. Die anfängliche Euphorie wurde wohl durch die Coronapandemie gebremst, obwohl es hier im Norden den ganzen Sommer sehr entspannt zu und her ging.

Ich habe Erfahrungen in Sachen Einhandsegeln gesammelt und obwohl ich das tageweise sehr wohl geniesse, ist es für mich nicht das Richtige, tage- oder gar wochenlang alleine unterwegs zu sein - dafür schätze ich den Austausch und die Gesellschaft zu sehr. Auch braucht das alleine unterwegs sein viel mehr Energie und die Manöver in den Häfen sind bei Wind wirklich sehr anspruchsvoll und ich bange jedes Mal, möge jemand am Steg sein und unterstützen.

Nichts desto trotz wird anfangs Oktober der Mast vom Rigger abgeholt und über Winter revidiert und mit neuen Wanten versehen. Die elektrischen Leitungen im Mast werden erneuert, Navigationslichter mit neuen Lopolights (LED) ersetzt. Walter wird noch einmal die gut 1000 km zu mir fahren und mich bei den Arbeiten unterstützen. Ganz lieben Dank dafür, Walter. Migaloo wird im kommenden Frühjahr dann wieder mit dem Mast bestückt und wäre bereit für eine grössere Reise. Pläne dafür sind zur Zeit noch nicht definiert. Unter "Home" sind mehrere Videos aufgeschaltet, sollte jemand einen Moment mitsegeln und abtauchen wollen - viel Spass!

Meilen, Optimieren, Babystag ade

2. August 2021 Der Blog kam etwas zu kurz und auch heute melde ich mich nur kurz über diese Plattform. Die letzten Tage waren geprägt von sehr böigem, starkem Wind mit Gewitterwarnungen. Willi ist seit gut einer Woche bei mir an Bord und hilft tatkräftig mit, am Schiff zu arbeiten. Er hat einen neuen Wasserfilter für den Kühlkreislauf des Motors installiert. Jetzt hat es mehr Platz im Filter und dank des transparenten Deckels sieht man sogleich, ob etwas den Filter verstopft. Zudem liegt dieser nun über der Wasserlinie, was alles viel einfacher gestaltet. Zudem hat er mir vor einigen Tagen einen neuen Thermostat eingebaut und den Fühler für die Wärmeanzeige ersetzt. Nun zeigt die Anzeige im Cockpit auch wieder die Motorentemperatur an. Gleichzeitig versuchen wir Meilen zu segeln. Leider ist uns von Fredericia nach Aero der Babystag gerissen. Kurze steile Welle und böiger Wind bis 7 Bft. waren wohl zu viel. Jetzt sind wir in Eckernförde und konnten heute das Stag ersetzen. Dank tatkräftiger Hilfe auch von Johannes, der das gerissene Stag mit seinem Sohn Milan abgeholt und das neue vom Rigger wieder gebracht hat. Meine Mobilität nur mit Fahrrad ist doch ein wenig eingeschränkt, daher ein grosses Dankeschön! Johannes und Milan werden mich und Willi die kommenden 3 Tage für einen Kurztörn begleiten. Am Freitag gehen dann alle von Bord und abends trifft dann Anita ein und bleibt für eine Woche. Die Impressionen der vergangenen 2 Wochen werden in Kürze wieder auf der Einstiegsseite zu sehen sein und auch auf Insta wird Neues aufgeschaltet.

Migaloo sitzt im Trockenen

Pfingsten Mai 2021 Tja - erstens kommt es anders und zweitens als frau denkt.

Nachdem Bianca und ich während des starken Sturmtiefs Migaloo zwischen die Heckdalben klemmen mussten, weil wir dachten die Schlei verliert sämtliches Wasser und Migaloo kippt um (durch den starken Wind aus südlicher Richtung wurde über einen Meter Wassertiefe aus dem Fjord in die Ostsee gedrückt und wir hatten noch knapp 20 cm Wasser unter dem Kiel und das bei Hochwasser!!!), sitzt die Yacht nun tatsächlich wieder im Trockenen, nämlich auf einem Bock in der Werft in Kappeln. Beim Installieren der Anschlüsse für die mobilen Solarpanelen fiel ja auf, dass im Heck Wasser von oben ins Innere eindringt. Zudem konnte ich ja auch den Ruderkoker nur provisorisch abdichten und auch das wird nun besser repariert (hoffe ich). In der Zwischenzeit ist nun Walter bei mir und hilft tatkräftig mit. Kommenden Samstag muss nämlich alles wieder im Lot sein. Bekanntlich hat ja alles ein Ende (eben nur die Wurst hat zwei) und daher bin ich guter Dinge, dass nächste Woche ganz viel klappen wird und das Gröbste ein Ende nehmen wird. Vielleicht schaffe ich es ja sogar noch das Toplicht wieder in Stand zu setzen. Es hat hier in der Werft einen Mastenlift und damit wäre es möglich, ein neues Toplicht zu installieren. Im Klettergurt konnte ich einfach nicht in eine gute Position gelangen, um genügend Kraft aufzubringen, das alte zu demontieren.

Gutes Essen (unter anderem auch Cervelats) und vor allem die Gesellschaft von Walter, helfen die Moral aufrecht zu erhalten (auch wenn sie zwischendurch bei mir in den Keller sackt). Nun werden die Verkleidungsbretter abgeschliffen und weiss gemalt (Walter hat dieses Projekt übernommen), damit das Heck in einigen Tagen wieder wohnlich sein wird. Der Kunstlederbezug ist durch die Jahre doch sehr spröde geworden und ich habe mich entschieden, diesen nicht zu ersetzen und es mit bemaltem Holz zu versuchen. Schritt für Schritt wird also auch der Innenausbau sanft modernisiert.

Der kommende Blog soll sich dann endlich dem Segeln widmen - genug der Baustellen-Geschichten!


Im einzigen Fjord Deutschlands

Ende April 2021
Dank Johannes liege ich mit Migaloo nun in der Schlei – idyllisch, etwas ungeschützt, aber wunderschön an einem Holzsteg. Die Überfahrt mit Joh ging problemlos von statten – das Prozedere Einwassern war leider beim ersten Mal ein grosser Misserfolg: Der kürzlich reparierte Ruderkoker und der Kupferschwamm den ich ersetzt habe, waren leider undicht und nach wenigen Minuten schwebte Migaloo wieder in den Gurten und musste noch einmal auf den Bock. Die Enttäuschung war riesig und die Tränen nach 7 Wochen arbeiten am Schiff nicht mehr zurück zu halten. Beim zweiten Mal klappte es dann wesentlich besser, jedoch ist der Koker nach wie vor nicht richtig dicht. Wird also noch einmal in Angriff genommen, sobald ich wieder aus dem Wasser bin.

Seit einigen Tagen habe ich Besuch von Bianca und der ebenfalls sehr segelerprobten Katinka aus Stuttgart. Bianca unterstützt mich tatkräftig und voller Elan, was mir nun wieder die notwendige Energie verschafft, weiter zu machen (Katinka hat ihre eigene Agenda und käfert munter vor sich hin). Die Heizung ist nun erneuert und läuft seit kurzem wieder, die Anschlüsse der seitlichen Solarmodule sind seit gestern eingesetzt (ganz schön komisch, ins eigene Boot zu Bohren) und können an die Reling gehängt werden. Auch die Batterien und das Kontrollpanel sind erneuert und alles läuft. Beim Installieren der Verdrahtung für die Solarmodule im Heck, musste ich leider feststellen, dass ich zwei weitere undichte Stellen im Bereich Heckkorb haben muss. Sobald es nicht mehr regnet, werde ich mich dieser Sache widmen. Vielleicht können wir das Problem ja lösen.

Tourismus ist leider nach wie vor nicht möglich und meine ersten drei Mitsegler die am 24.4. hätten kommen wollen, um die erste Etappe in Angriff zu nehmen, konnten leider nicht anreisen, was mich sehr traurig stimmt. Nun werkle ich weiter am Boot. Hoffe aber, dass ich mit Bianca noch ein wenig zum Segeln kommen werde – jetzt gerade ist das Wetter richtig mies – kalt und nass. Wir können auch keinen Hafen anlaufen, bzw. können nicht in einem Hafen übernachten, aber vor Anker natürlich liegen. Ansonsten gilt, dass Du Dich nur auf Deinem festen Liegeplatz nachts auf dem Schiff aufhalten darfst. Es gilt wohl abzuwarten und sich in Geduld zu üben. Die Arbeiten am Schiff gehen nicht aus. Nach wie vor gilt es die neuen Navi-Lichter zu installieren, den Funk und das AIS einzurichten und die Windmessanlage wieder auf dem Masten zu platzieren. Wer weiss, vielleicht ändert sich die Lage ja im Laufe des Monats Mai.

Werkstatt-Blues?

Ende März 2021
In keiner Weise! Natürlich würde ich viel lieber nach der Winschkurbel greifen, als nach dem Schleifpapier - nimmt mir das wer übel? Dachte ich mir's!

Aber ich finde, bislang ist das Glück doch auf meiner Seite. Statt Einwassern, ich darf aufgrund der Coronaregelungen nicht auf dem Schiff übernachten (nur Eignern mit festem Liegeplatz ist das zur Zeit erlaubt), wird mir von Thomas Petersen (ich miete bei Ihnen das Ap Bülk bis 24.4.) seine grossartige Werkstatt zur Verfügung gestellt und somit habe ich die Möglichkeit, nun noch die Bodenbretter (mein Fussboden im Schiffsinnern) auf Vordermann zu bringen. Was für ein grosszügiges Angebot - ich schätze es sehr!

Solltet Ihr mal eine Ferienwohnung an der Ostsee buchen wollen, dann schaut zuerst bei Haus Nordlichter vorbei. Da findet ihr bestimmt genau das Richtige. Aber Achtung, das muss im Normalfall sicher 12 Monate vorab passieren, sonst ist alles voll.

Und wie geht es nun weiter? Die nächsten Tage bin ich noch mit Schleifen und Lackieren beschäftigt. Und was das Segeln betrifft, da bleibt mir nichts anderes übrig als abzuwarten und zu hoffen, dass es möglich sein wird, dass wir uns in der Ostsee bewegen dürfen und dieses extrem schöne Revier zusammen erkunden können.

Wie Ihr alle wisst: Die Hoffnung stirbt zuletzt! Hoffentlich bis bald an Bord von SY Migaloo.



Mäuse lieben Haferflocken

Ende Februar 2021
Losfahren zu können, braucht einiges an Vorbereitung und wenn’s noch während einer Pandemie von statten geht, raucht der Kopf. Aber wer A sagt…..ihr wisst ja…..und so lud ich Walter’s Jeep (danke Dir hundertausendmal Walter – ohne Jeep wäre ich so was von aufgeschmissen). Die Rettungsinsel war bereits verstaut und verzurrt, es folgen Bettwäsche, Werkzeug, Computer, Nähmaschine, Fachbücher und vieles, vieles mehr, dann meine Kleider und ganz zuletzt alle Esswaren für 14 Tage Quarantäne. Diese waren über Nacht in unserem Keller gelagert.

Am Montagmorgen geht’s los und ich fahre die 1100 km nach Norddeutschland - nach 11 h bin ich in meiner Unterkunft. Kontaktloses einchecken, wie es die Gesundheitsbehörde verlangt und ab in «meine» 20m2 für die kommenden 5 Tage. Natürliche packe ich zuerst meine Lebensmittel aus und was entdecke ich? Meine Haferflöckli wurden wohl schon von jemand anderem genossen, auch die Kartoffeln sind angefressen und ich im Moment auch! Kann ich doch die nächsten Tage nichts einkaufen. Mäuse mögen wohl auch Müesli zum Frühstück.

Meine Vermieter Frau und Herr Petersen sind einfach super und fragen immer mal wieder nach, ob ich etwas brauche. So schaffe ich die gut 6 Tage Isolation fast problemlos, im Wissen da wäre jemand für mich da. Ich entscheide am 6. Tag einen 2. Test machen zu lassen, um die Quarantäne abzukürzen – wir wollen es ja nicht übertreiben und das Wetter sieht nicht schlecht aus – natürlich nicht mehr so schön wie während der Zeit in Quarantäne – ist ja klar!

Mittlerweilen bin ich schon 2 Wochen hier und arbeite seit einigen Tagen am Schiff. Walters Jeep ist nun zu einer fahrenden Werkstatt mutiert. Es geht vorwärts, aber nicht so schnell wie ich es gerne hätte. Die kalten Temperaturen lassen es erst so ab 11:00 Uhr zu, am Schiff arbeiten zu können und wenn es gegen 16:00 Uhr geht, wird es wieder ungemütlich frostig.

Das Ziel wäre, Migaloo bis spätestens 25. März im Wasser zu haben. Mal sehen, ob das Wetter es bis dann zulässt, das Unterwasser zu streichen. Davon hängt es ab. Danach wird der Mast gezogen, um neue Wanten und falls möglich ein zweites Vorstag zu montieren. Und ich stelle um auf LED-Navigationslichter um Strom zu sparen – warum wisst ihr ja 😊.

Herzlichen Dank an alle, die mir auf Instagram folgen oder mir per WhatsApp oder telefonisch ab und zu Gesellschaft leisten. Ich habe sogar einen Fan aus Stuttgart – sie verfolgt mein Projekt mit grossem Enthusiasmus. All Eure Zeichen stärken mir den Rücken.

Erste Erfahrungen

September 2020
Zuerst einmal herzlichen Dank, Joggi! Du hast mir einen riesigen Gefallen erwiesen, mich mit Deinem Know-how und Deinem grossen Einsatz so fest zu unterstützen. Das hätte ich nie geschafft! Nach einigen Tagen völligem Chaos auf dem Schiff (es wurde vieles angesehen, auseinandergenommen, aussortiert, eruiert, To-Do’s aufgelistet oder erledigt) ging es endlich los und wir segeln über Dänemark nach Fehmarn, werden mit schönem Wind und recht gutem Wetter belohnt. Ich habe die Möglichkeit das Einhandsegeln, mit einem erfahrenen Segler an Bord durchzuspielen, bevor ich einige Tage später allein unterwegs bin. Joggi segelt bis Fehmarn mit und trifft sich dort mit seinen Miteignern um sich um sein eigenes Schiff zu kümmern. Die Nacht vor meinem ersten Schlag allein, schlafe ich nicht allzu gut und in der Früh ist die Nervosität gross. Aber irgendwann muss man sich ja wagen. Also löse ich die Leinen und fahre unter Motor ins gut markierte Fahrwasser, bis ich die beeindruckenden Brücke, welche Fehmarn mit dem Festland verbindet, passiert habe. Nach der Brücke schwimmt etwas Seegras rum, dem ich zu diesem Zeitpunkt nur wenig Beachtung schenke, da ich gerade damit beschäftig bin, die Segel zu setzen. Es ist herrliches Wetter, etwas kühl, dafür 18 kn Wind – dummerweise immer genau auf die Nase. Vier Stunden später, es ist 14:00 Uhr, entscheide ich mich, mit Hilfe des Motors schneller Höhe zu machen, da ich um ein militärisches Sperrgebiet segeln muss, um in die Kieler Bucht zu gelangen. Nach 20 Min. riecht es aus dem Schiffsinnern – mein Motor ist überhitzt, ich stelle ihn sofort ab und kreuze weiter auf. Nachdem der Motor abgekühlt hat, versuche ich ihn erneut zu starten. Er startet, riecht jedoch sofort wieder und mir ist klar, ich werde ohne Motor unterwegs sein müssen und kann ihn vielleicht noch kurz nutzen, um in den Hafenplatz zu gelangen. Das Problem im Motorenraum zu eruieren überfordert mich. Ich habe Wind und Welle, Verkehr, den es zu beachten gilt und ich entscheide mich, weiter nach Schilksee bis vor die Hafeneinfahrt zu segeln. Der ansonsten herrliche und sonnige Nachmitttag neigt sich dem Ende zu und ich bereite mich auf eine längere Nacht vor, koche mir genügend Tee und esse etwas. Der Wind hat zum dritten Mal gedreht und wieder muss ich aufkreuzen. Ab 19:00 Uhr ist es dunkel, auf dem Wasser blinken die unterschiedlichen Seezeichen, Betonungen und Leuchtfeuer, ich bin nun im «Anflug» auf die Kieler Bucht und kreuze entlang der Seeschifffahrtsstrasse gerefft Richtung Schilksee, muss diese stark befahrene Strasse noch queren und plane, dies später an einer schmaleren Stelle mit mehr Tuch schnellstmöglich hinter mich zu bringen. Um 23:00 Uhr, ich bin noch etwa 7 sm vom Hafen entfernt, fängt mein Plotter an zu flackern und fährt langsam runter. Ich kann den Autopiloten abstellen, dann reicht es wieder, um mir die Seekarte anzuzeigen. Mir geht also die Batterie zur Neige. Die Navigationslichter brauchen wohl mehr als erwartet und solo unterwegs zu sein bedeutet, auch den Autopiloten im Einsatz zu haben. Wie lange es wohl noch reicht, um auch meine Navigationslichter zu versorgen? Der Wind hat stark nachgelassen und ich komme nur noch langsam voran. Ich funke Bremen Rescue an. Kurze Zeit später begleitet mich ein grosser Seenotrettungskreuzer. Er hält sich auf Distanz und ich erkenne nur Umrisse. Ich fasse neuen Mut und segle weiter, im Wissen, dass ich nun schnell Unterstützung hätte und sie mich sehen. Kurz vor Mitternacht schläft der Wind fast ein, ich müsste nach wie vor noch auf die andere Seite des Fahrwassers für den Berufsschiffverkehr, was ich mit nur knapp 2 Knoten Fahrt nicht unbedingt machen möchte. Ich funke nun die DGzRS an und bitte um Hilfe. Um 2:00 Uhr morgens bin ich dann endlich im Hafenplatz, dank Abschleppen durch ein kleineres Tochterboot, und falle völlig erschöpft in meine Koje, nicht ohne vorher noch meinen Kopf so richtig fest anzuschlagen – das i-Tüpfchen dieser Nacht. Was mich wohl treibt, dies machen zu müssen, es wäre zu Hause doch so viel einfacher…geht es mir - nicht nur, aber auch wegen der Beule - weinend durch den Kopf, bevor ich für wenige Stunden einschlafe. Am nächsten Morgen sieht die Welt schon wieder viel besser aus und ich will nun schnellstmöglich einen Mechaniker organisieren, der den Schaden beheben kann. In 2 Tagen kommt bereits Anita an Bord und wir möchten knapp 2 Wochen unterwegs sein. Und tatsächlich, am späteren Nachmittag kommt Herr König vorbei und kann alles richten – er nimmt sich sogar noch die Zeit, dass auch ich Hand anlegen kann und wieder dazu lerne. Etwas Seegras im Filter und vermutlich ein kurzfristig blockierter Ansaugstutzen, haben die Kühlung verhindert, zudem war der Thermostat kaputt und dabei ist wohl der Impeller verwüstet worden. Fazit der Geschichte für mich: Seegras immer Beachtung schenken und den Wasserfilter umrüsten, damit der Filter sichtbar wird für einen schnellen Check nach Sichtung von Seegras 😊. Erster Schlag solo war zwar kein Erfolg in der Bilanz, hat mir aber gezeigt, dass ich trotz Kumulation von Ereignissen die Ruhe nicht verliere. Zudem ist es nun klar, dass ich die Stromversorgung aufrüsten muss. Der Bord Elektriker vor Ort ist gefunden und wird im Frühjahr ans Werk gehen. Anita und ich hatten 10 wundervolle Tage, der Motor lief einwandfrei und ich habe einige To Do's mehr auf meiner Liste.

Fündig geworden

Juli 2020
Nach langer Suche in halb Europa, war ich schon fast soweit das Handtuch zu werfen (Corona lässt grüssen). Ich muss wohl über 30 Schiffe besichtigt haben und wollte eigentlich eine grössere Stahlyacht kaufen, bis ich auf diese Yacht gestossen bin. Mit ihren gut 37 Fuss ist sie alleine gut zu bedienen und die Kosten sind entsprechend übersichtlicher. Und weil man diese Tage ja nicht so sicher ist, was als nächstes kommt, bin ich nun sehr glücklich mit diesem Entschluss. Nun gilt es Einrichten und die ersten Seemeilen auf eigenem Rumpf unterwegs zu sein.